Das todsichere Rezept:
800 g Lachsrücken ohne Haut | 250 g Champignongs | 2 Zwiebeln in Ringe geschnitten | 1EL Olivenöl | ca. 20 schwarze getrocknete Oliven (griechische Art) | frischer Oregano (wenn möglich sonst getrocknet) | 1 Peperoni in 4cm lange Streifen geschnitten | Salz | Pfeffer | 1-2 Tomaten | 600 g festkochende mittelgrosse Kartoffeln | Die Tomaten 20 Sek. im kochenden Wasser abbrühen. Schälen und Kerne entfernen. In kleine Stücke schneiden. Die Gratinform ölen. 2/3 des Gemüses/ Pilze/ Kräuter hineingeben und verteilen. Den Fisch darauflegen, pfeffern und wenig salzen. Das restliche Gemüse darauf anrichten. Achtung: die Oliven müssen bedeckt sein, da sie sonst verbrennen. Die Kartoffeln hälften, salzen und ölen. 15 Minuten im oberen Teil des auf 180°C vorgeheizten Ofens garen. Dann auf die unterste Rille verschieben. Den Fisch in den oberen Teil des Ofens schieben, und beides 35 Min. fertig backen. Wozu der Aufwand?
Eigentlich ist es gar kein Aufwand. Man kann das Gericht gut vorbereiten weswegen es sich für Gäste besonders gut eignet.
Wie kam's zu dem Rezept? Es ist schon so lange her, dass es beinahe nicht mehr wahr ist. Thomas und ich waren ziemlich frisch zusammengezogen. Das war so die Zeit in der sich Paare einig werden, wer in der gemeinsamen Beziehung für was verantwortlich ist,
oder eben nicht.
In unserem Fall, war das Problem das Essen. Thomas war die ausgezeichnete und ziemlich aufwendige Küche seiner Mutter gewohnt, und ich neig(t)e dazu, Lebensmittel gemäss der Lebensmittelpyramide einzukaufen, wenn nötig zu erwärmen, am Besten alles in einem Topf, und möglichst ohne die Zugabe von Geschmacksverstärkern wie Butter oder Rahm zu verzehren.
Dies brachte mir später von den Kinder das Lob ein: 'De Papi kocht guet und s Mami kocht gsund.'
Jedenfalls waren meinem Mann die Käsebrötchen mit Salat bald zu langweilig, und ich ertappte ihn dabei, wie er immer öfter seiner Mutter anrief, und wissen wollte:
'Wie kocht man Dein berühmtes Curryhuhn?' oder 'Wie macht man den guten Fischauflauf?' Er fertigte dann lange handgeschriebene Dokumente an, auf denen jedes Detail der Anfertigung aufgeschrieben war. Diese wurden für zukünftige Verwendung sorgfältig in seinem Männerkochbuch abgelegt.
Irgendwie packte mich damals der Ehrgeiz. Vielleicht war auch mein Stolz verletzt. Hatte ich doch jahrelang bei Schwester Rosmarie die ausgezeichnete Haushaltsschule eines Töchterninstituts erlitten.
Glücklicherweise hat noch eine zweite Erziehung meine Entwicklung beeinflusst. Daher vermutlich das Pragmatische das damals mit Schwester Rosmarie nicht kompatibel gewesen war. Aber nun war ich sicher, dass es mich retten würde:
Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich an die Fische meiner Mutter dachte. Frisch aus dem Wasser landeten sie mit Zwiebeln und Karotten im Bauch auf dem Grillfeuer. Das hatte in Brasilien funktioniert und auch in Canada. Also gab es keinen Grund, dass es nicht auch in der Schweiz funktionieren könnte.
Als Thomas den Hörer aus der Hand legte, überschlug mir beinah die Stimme während ich im Brustton der Überzeugung sagte: 'Ich habe da ein todsicheres Rezept, sozusagen ein Familienrezept und das werde ich heute zum Nachtessen kochen.' 'Aha' sagte Thomas und seine Stirn legte sich in Falten. Aber offenbar war er müde genug, um froh zu sein, dass auch mal ein anderer kochte.
So machte ich mich auf, um einen frischen Fisch an Land zu ziehen. Glücklicherweise gibt es im Coop Fisch. Ich entschied mich schliesslich für gehäuteten Lachsrücken. Das ist zwar nicht das gleiche wie frischer Hecht, aber es gibt auch nicht soviel Abfall und verhindert daher, dass die Küche nach ein paar Tagen so riecht, als hätte einer eine Leiche darin vergessen. Das Gemüse war schnell gefunden: Zwiebeln und Karotten. Dann noch ein paar Cherrytomaten und Kartoffeln. Wenn ich die Kartoffeln erst mit etwas Olivenöl in den auf 180°C vorgeheizten Ofen gäbe, den Fisch, die Zwiebeln, Cherrytomaten und Karotten eine viertel Stunde später und das dann noch zwanzig Minuten braten liess, müsste das Gericht eigentlich klappen. Damit die Sache noch Geschmack bekam, fügte ich ein paar Oliven dazu. Und was soll ich sagen: es klappte. Einzig hätte ich vielleicht vorher prüfen sollen, wieviel Fisch eine Person isst. Jetzt weiss ich es: 200g.
Thomas nahm das Rezept in sein Männerkochbuch auf, und begann zu optimieren. Inzwischen würde ich, nicht ohne Stolz sagen, kann das todsichere Rezept durchaus mit Grossmami Susy's Küche mithalten. Und mit noch mehr Stolz sage ich, dass es sich seinen Pragmatismus bewahrt hat.
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Kochen lernen.
Probier neue Rezepte aus.
Lern aus deinen Fehlern.
Sei furchtlos.
Und vor allem: hab Spass
-Julia Child
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